

Tag 78
Gewicht: 86,7 Kg
Was stellen wir fest? Ich habe seit letzter Bilanz 800 Gramm abgenommen, seit dem Spoiler 2 Tage später ging leider nichts mehr runter. Es wäre auf jeden Fall machbar gewesen. Aber diese Woche habe ich mich ganz ehrlich einfach nicht drum bemüht. Ich war nicht im Fitness-Center, weil ich keine Zeit, oder einfach keine Lust hatte. Habe zwar Kalorien gezählt, aber nur um den Überblick zu behalten, um zu wissen, dass ich nicht über den Gesamtbedarf komme. Und siehe da? Ist doch alles in Ordnung.
Mir ist aufgefallen, dass ich der Sache noch nicht so traue. Ich bin so gewöhnt, wenig (~ 1200 Kcal) zu essen, dass wenn ich mehr als das zu mir nehme, ich immer denke, zuzunehmen. Gerade diese Woche, in der ich fast jeden Tag normal gegessen hab. Jeden Morgen steig ich auf die Waage und stelle mich innerlich schon auf nen dramatisch Gewichtsanstieg ein. Aber wie ihr sehen könnt, gab es den nicht. Das hat mich einfach noch nicht erreicht, dass wenn ich „normal“ (damit meine ich den Gesamtumsatz an Kalorien) esse, ich nicht zunehme. Das ist wirklich ein schönes Gefühl. Ich bin mit meinem derzeitigen Gewicht natürlich noch lange nicht am Ende, aber ich fühl mich schon wahnsinnig viel wohler in meiner eigenen Haut.
Letztens hab ich von irgendner Youtube-Vloggerin die Frage gehört: „Seid ihr einfach schlanke Personen in einem dicken Körper?“ Und ich fühlte mich sowas von angesprochen. Ihr müsste wissen, dass ich die meiste Zeit meines Lebens normalgewichtig war. Mit 14 hab ich bereits Tagebuch geführt und täglich mein Gewicht aufgeschrieben, zu der Zeit war ich sicherlich etwas kleiner als jetzt, aber ich schätze mich auf ca 170 cm und damals wog ich 64 Kg. Mit 16-17 Jahren war ich dann ausgewachsen ^^ da wog ich immer um die 70 Kg. Zu dieser Zeit lernte ich meinen ersten Freund kennen und wir waren gleich 3 Jahre zusammen. Er war ein Fastfood Junkie. Ich hatte mir bis dato nie mal ne TK Pizza geholt. Ich war bis dahin allgemein sehr sehr selten mal Fast Food essen. Er führte mich dann quasi an das Gift. In der Zeit mit ihm, habe ich 15 Kilo zugenommen, weil wir auf einmal ständig Burger und co aßen. War dann irgendwann innerhalb dieser 3 Jahre bei 85 Kilo und hab mich ganz schrecklich gefühlt (Hallo?? ich jubel jetzt hier wegen meiner 86 Kg. Und das ist auch richtig so ^^) Hatte mir geschworen, nie wieder so viel zu wiegen. Zum Beginn der Uni 2006 wog ich ja dann wieder halbwegs anständige 75 Kg. Und dann gings nur noch bergab… Weil ich die meiste Zeit normal gewichtig war, dachte ich immer, das das Übergewicht nur ne kurz Periode sei. Eigentlich bin ich ja normal… Das dachte ich. Das dachte ich fast bis zuletzt. Ganz komisch. Am Ende hab ich irgendwann zugegeben, dass ich dick sei.
Ich kann mich auch erinnern, wie es zu diesem schnellen Anstieg kam. In meiner Familie ging es oft ums Gewicht. Ich hatte manchmal das Gefühl schlank zu sein, ist das non plus ultra. Wenn wir zu Abend aßen, wurde alles unter die Lupe genommen. Ich nahm mir (damals mit meinen 70 Kg) noch ne 3. Stulle und hörte nur ein „muss das noch sein“? Irgendwann siegte dann der Trotz und sagte: „Ja das muss sein.“ Als ich noch ganz klein war, 6 Jahre oder so, betrieb mein Vater Bodybuilding und liebe Mama, du musst gestehen, dass du doch recht dünn warst, zu der Zeit. Das Thema Körper war irgendwie omnipräsent. Meine Schwester hat da munter mitgemacht und war auch immer unzufrieden, weil sie sich zu fett fühlte (Sie war immer schlanker als ich). Ich war während meiner Jugend immer überzeugt, dass ich dick bin. Es wurde oft zum Thema gemacht und auch ich machte es ziemlich oft zum Thema. Eine Schulfreundin (die, die übernacht war…. mit den eierkuchen 😉 ) erwähnte es jetzt auch, dass ich damals so oft vom Abnehmen sprach, und sie nie verstand warum, weil ich doch total normalgewichtig war. Ich dachte aber wirklich, dass ich dick gewesen bin. Irgendwann hab ich dann einfach aufgegeben. Von wegen „Ja die Stulle muss jetzt sein“. Wenn ich eh schon fett bin, dann lass mich doch einfach fett sein und essen… Das waren ungefähr meine Gedanken.
Irgendwie ist es also ne gute Sache, dass ich dick geworden bin, sonst wäre ich nie so einsichtig geworden 😉 Wäre ich ewig bei den 70 Kilo rumgedümpelt, hätte ich mich zeitlebens unwohl und dick gefühlt. Nun weiß ich, dass das totaler Humbug war.
1. Ist das Gewicht nicht alleroberstes Qualitätsmerkmal (besonders wenn es wie bei mir damals sich nur um 2-4 Kilo handelten, die mein Leben hätten verändern können).
2. Ich weiß, dass ich mich wohl fühlen kann, egal wieviel ich wiege. Ich weiß, was es bedeutet adipös zu sein. Ich weiß, was es bedeutet übergwichtig zu sein. Und ich werde bald wieder wissen, wie es ist normalgewichtig zu sein. Alles ist OK und macht mich nicht zu einem besseren oder schlechteren Menschen. Gesundheitlich gibt es sicherlich höhere Risikofaktoren mit steigendem Gewicht. Aber deshalb muss mein Grundstimmung nicht drunter leiden.
Dass es Qualitätsunterschiede gibt, mit Adipositas bzw. Übergewicht, das verneine ich gar nicht. Aber im Normalgewichtigen bereich muss ich nicht komplett durchdrehen, wenn ich mal 4 Kilo schwanke… Da bin ich jetzt total gelassen.
Ich hab das Zepter in der Hand. Ich weiß, wie es geht. Und ich weiß vor allem, dass es geht und abnehmen kein Zauberzeug ist. Und das fühlt sich gut an. Dass es mal ne Woche stagniert, habe ich selber so entschieden. Und das ist ebenso OK.
Das Zwischenziel bis nächste Woche wäre eigentlich locker drin, allerdings ist Tom dann wieder da und aus Erfahrung stagniert da immer mein Gewicht, auch wenn ich die Diät einhalte und Sport treibe… Dafür gibts nach Tom dann immer nen größeren Einbruch, wenn das ganze Wasser wieder weg ist… Also schauen wir mal was passiert.
PS: Ich habe noch eine Schicht im Callcenter ausgehalten und danach direkt gekündigt. Mit breitem Lächeln bin ich dann aus der Firma spaziert 😉